Jede Kultur hat ihre eigene Bogenform entwickelt. Orientiert hat sie sich dabei an den Möglichkeiten der vor Ort verfügbaren Materialien.


Bogendesigns…
( …und welche Bögen du in meinem Kurs bauen kannst?)

gibt es also unendlich viele. Die Namen dazu sind oft verwirrend und dem Laien wird es vor lauter Fachbegriffen und Fragen schwindelig im Kopf.

  • Was ist ein Primitiv Bogen, was ein Selfbow & was ein Langbogen?
  • Ist bei Langbogen nur der englische gemeint, oder gehören die Flachbogen der Plains – Indianer auch in diese Gruppe?
  • Was ist ein Recurvebogen, ein Bogen mit Backing und wie wird der hergestellt?

Je nach gewählter Holzart und natürlich nach Wunsch der KursteilnehmerInnen entstehen in meinen Kursen sogenannte Primitiv Bögen. Ein mögliches Unterscheidungsmerkmal ist dann zum Beispiel ob es sich dabei um einen Selfbow oder einen im Griff verspleissten Bogen handelt. Beide Bauformen unterteilen sich dann wieder in Langbögen, Flatbows,  Recurve Bögen oder Bögen mit Bambus Backing. Bogenhölzer habe ich auch unterschiedliche eingelagert: Esche, Robinie, Ulme, Osage Orange & Eibe.
Was die dick geschriebenen Begriffe genau bedeuten, und noch einiges mehr über die verschiedenen Bauarten, erfährst du hier und auf den folgenden Seiten.

Der Primitiv Bogen:

Alle Bögen, die in meinen Kursen entstehen sind sogenannte „Primitiv Bögen“ aus Holz. Die Bezeichnung Primitiv bezieht sich hierbei aber keinesfalls auf die Qualität der Bögen sondern ist vielmehr eine Sammel Bezeichnung für die Entwicklungszeit dieser Bögen und dass sie damals schon von sogenannten „primitiven“ Kulturen und mit sehr einfachen also wieder „primitiven“ Werkzeugen hergestellt werden konnten.
Wir bauen also Bögen, wie sie schon seit der Steinzeit, über das Mittelalter hinweg und bis in die Neuzeit aus einem Stück Holz gefertigt wurden. Damals wurden wohl meist dünne Schösslinge verwendet. Heutzutage wird das Holz je nach Durchmesser gespalten, geviertelt oder noch weiter zerteilt und wir entnehmen dem Baum ein Segment aus dem dann unser Bogen entsteht.
John Strunk schreibt in Band 1 der „Bibel des traditionellen Bogenbaus“: „Ich passe den Bogen gern dem Wesen des Holzes und des Schützen an, das ist die einzig logische Art, über Stil, Länge und die anderen Abmessungen des Bogens zu entscheiden.“

Die unterschiedliche Holzarten eignen sich aufgrund ihrer Zell-Struktur und physischen Eigenschaften für verschiedene Designs oder Bauarten. Der Name Primitiv Bogen sagt also nichts über Design, Wurfkraft, Material, Länge oder gar Qualität des Bogens aus.

Bei einem Turnier starten die Primitiv Bögen in einer eigenen Klasse, mehr zu dem Thema findest du bei den Langbögen auf der nächsten Seite…

Im Internet findest du zahlreiche Videos über die Herstellung primitiver Bögen, die aus anderem Material gebaut werden. Ein großartiges Beispiel ist der Bau eines „Native Amerikan Hornbow“ von Stiliyan Stefanov wo ein Bogen aus 2 Hörnern eines amerikanischen Dickhornschafes gebaut wird. Ich bewundere die Fertigkeit dieses Meisters einen Bogen aus diesem archaischen Material und so gut wie ohne Werkzeug herzustellen!

Was ist ein Selfbow?

Ein „Selfbow“ wird aus einem einzigen, durchgängigen Stück Holz gefertigt. Die Herausforderung dabei ist, ein Stück Holz, das sich auch dafür eignet, zu finden. Es sollte astfrei, gerade gewachsen und dann auch noch lang genug sein. Wenn du so einen Bogen Rohling aus dem Baum befreien möchtest, findest du in einem ganzen Stamm oft nur einen einzigen Bogen, der Rest wird zu Brennholz. Damit wir aus einem gefällten Baum mehrere Bögen herstellen können hilft ein Griff in die Trickkiste. Der Bogen wird im Griff mittels Fischschwanzverbindung „verspleißt“! (siehe Foto unten) Dieser Vorgang spart aber nicht nur Material, er hilft uns auch Defizite oder Fehler im Holz auszugleichen. Bereits im Mittelalter wurde Bogenholz auf diese Art und Weise miteinander verbunden, allerdings waren die Kleber damals nicht Wasserfest und so entstanden Bögen für die Sonntagsgesellschaften des englischen Adels.
Die Kriegsbögen aus dieser Zeit mussten genau so wie die Soldaten resistent gegen Wetter, Regen und die Belastungen eines mehrjährigen Kriegszuges sein, und so waren sie allesamt Selfbows!

Robinie im Griff verspleisst, mit dem gelben Keil (oben) wurde die Sehnenlage korrigiert